Station 7: Die Wehranlage aus der Ottonenzeit

Die Wehranlage aus der Ottonenzeit

Die Ottonen rüsten auf

Der erste Spatenstich

Widukind von Corveys kurze Schilderung der Kämpfe König Ottos I. mit der Besatzung der urbs horsadal lieferte die Grundlage der archäologischen Untersuchungen in den Jahren 1966 bis 1968. Diese ließen sich im Pfarrgarten mit den größten Aussichten auf Erfolg durchführen. Denn dort wies eine ausgedehnte Vertiefung des Geländes noch bis in die 1990er Jahre auf einen ehemaligen Halsgraben der von Widukind erwähnten Befestigung hin. Wegen der Geländeverbindung nach Süden lag hier die Hauptangriffsseite der Burganlage. Sie musste also besonders gut geschützt worden sein. 

Die Ottonen rüsten auf

Nach mehr als hundert Jahren wurde die Ringmauer der urbs horsadal den Ansprüchen der Zeit nicht mehr gerecht. Sie musste dringend ertüchtigt werden. Die Zahl der Reiterei in den Heeren nahm ebenso zu wie deren Schlagkraft. Zu allem Überfluss wurde das Gebiet des heutigen Deutschlands während der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts massiv durch die Ungarn bedroht. Das nach Westen drängende Reitervolk verbreitete nicht nur im süddeutschen Raum Furcht und Schrecken. So sah sich bereits Heinrich I., der Vater Ottos I., zu drastischen Aufrüstungen gezwungen. Diese betrafen auch den Ausbau der Burgen.

In Roßtal wurde die gesamte Wehranlage modernisiert. So verstärkte eine ein Meter breite gemörtelte Sandsteinmauer von nun an den bestehenden Ringwall. Sie wurde der Trockenmauer des 8./9. Jahrhunderts vorgeblendet. Dank ihrer Bauweise dürfte die Mauer über eine steinerne, zinnenbekrönte Brustwehr verfügt haben. An seiner Rückseite erhielt der Ringwall eine massivere Anschüttung als bisher. An der südlichen Hauptangriffsseite war die aus Holz, Erde und Stein bestehende Wallanlage nun 10 Meter breit. Zusätzlichen Schutz boten jetzt ein oder mehrere bastionsartige Mauervorsprünge. Sie reichten bis in den vorgelagerten Graben hinein. Angreifer konnten somit auch flankierend bekämpft werden.

Ziel der Ausbaumaßnahme war zugleich, Angreifer auf Distanz zu halten. So wurde der Halsgraben vor der Mauer auf 15 Meter verbreitert und zu einem 3,5 Meter tiefen Sohlgraben umgestaltet. Als zusätzliches Annäherungshindernis formten die Baumeister eine aus der Grabensohle herausragende durchgängige Schwelle als Stolperstelle. Dies war möglich, weil der untere Grabenbereich in den felsigen Untergrund eingriff. Vor diesem Graben befand sich ein weiterer. Dessen Breite und Tiefe ist jedoch unbekannt.

Schematische Darstellung der Mauer aus der Ottonenzeit

Die urbs horsadal tritt in den Schriftquellen nicht als Aufenthaltsort „deutscher Könige in Erscheinung. Nach dem massiven Ausbau ihrer Befestigung konnte sie sich aber dennoch mit den befestigten Pfalzen ihrer Zeit messen. Angreifer der urbs horsadal hatten nun Annäherungshindernisse von sicher mehr als 25 Metern Breite zu überwinden, um an die Ringmauer zu gelangen. Dort angekommen standen sie vor der schier unüberwindlichen Aufgabe, die Mauerkronen zu erklimmen. 

Ein mysteriöser Holzbau mit Keller

Gleich hinter dem Ringwall lagen die Reste eines unterkellerten, rechteckigen Holzgebäudes. Anders als bei den sonstigen Pfostenbauten besaß es Wände und einen Boden aus Holzbohlen. Unter dem Kellerboden befand sich eine in den Felsen geschlagene runde, schachtartige Grube. In ihr lagen Tierskelette. Die Funktion des Gebäudes ist wegen seiner Einzigartigkeit noch nicht geklärt.

Der Bau wurde in der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts genutzt.

Das Grubenhaus hinter dem Ringwall

Wussten Sie schon…?

Was ist ein Halsgraben?

Bei Burgen in Spornlage sichert ein Halsgraben deren Hauptangriffsseite. Er ist der Ringmauer der Burg vorgelagert.

Wer sind die „deutschen“ Könige?

Noch im 10. Jahrhundert betrachteten sich die „deutschen“ Könige in Nachfolge des fränkischen Karolingerreiches als Könige des ostfränkischen Reichsteiles, sprich als Könige Ostfrankens. Die Identifikation mit dem Begriff „Deutsch“ beziehungsweise die Selbstwahrnehmung als gänzlich eigenständiges deutsches Königtum entstand erst im Laufe des 11. Jahrhunderts.

Woher kommt der Begriff „Pfalz“?

Der Begriff leitet sich vom lateinischen palatium (Palatin) ab. Später wurde er als pfalinza eingedeutscht. Seit ca. 800 bezeichnet Pfalz die Regierungsstätte eines Amtsträgers wie zum Beispiel Königs oder Bischofs. Die mehr oder weniger regelmäßig von den fränkischen und deutschen Königen oder Kaisern aufgesuchten Burgen und Orte werden daher als Pfalzen bezeichnet.

Die Wehranlange in der Zeit von Otto I.

Nachdem die Burgmauer der alten Burg Roßtal mehr als 100 Jahre alt war, war sie nicht mehr sicher genug. In den Heeren gab es immer mehr Reiter, die immer gewaltiger kämpfen konnten. In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts bedrohten auch viele Truppen aus Ungarn das Gebiet, das heute Deutschland heißt. Deshalb musste viel in der alten Burg verändert werden. Ziel war es, die Angreifer weit weg von den Mauern der Burg zu halten. Der Graben an der Südseite wurde auf 15 Meter verbreitert und aus dem Spitzgraben wurden ein U-förmiger Sohlgraben mit 3,5 Meter Tiefe mit einer Schwelle in der Mitte, über die die Angreifer stolpern sollten. Vor dem neuen Sohlgraben lag noch ein zweiter Graben. Insgesamt waren es sicher mehr als 25 Meter, länger als ein großer LKW mit Anhänger, die die Angreifer erstmal überwinden mussten, um an die Burgmauer zu kommen. 

Ein seltsames Haus mit Keller

Gleich hinter der Burgmauer fand man Reste eines kleinen Holzhauses mit Keller. Es hatte Wände und einen Boden aus Holz. Der Keller unter dem Haus war eine Grube, die in den Felsen geschlagen wurde. Dort lagen Tierskelette. Keiner hat bis jetzt eine Ahnung, was es mit dem Haus auf sich hatte. Noch nie wurde so etwas gefunden. Hast du eine Idee, für was das Haus genutzt wurde? 

Was denkst du:

Was ist ein Sohlgraben?

Ein Graben, der spitz ist.

Nicht ganz. Überleg nochmal genauer!

Ein Graben, der rund ist.

Richtig!

Ein Graben, in dem man viele Sohlen von antiken Schuhen gefunden hat.

Das stimmt leider nicht. Überleg nochmal!

Ein Friedhof.

Das ist leider falsch. Denk nochmal nach!