Station 9: Ehem. Bäckerei Riegel

urbs und oppidum

Als Kelten hier das Sagen hatten

Als Kelten hier das Sagen hatten

In der Regel steht bei archäologischen Grabungen die urbs horsadal im Zentrum des Interesses. Die Bewohner dieser Burg waren jedoch nicht die ersten, die den Bergsporn des oberen Marktes besiedelten. Immer wieder werden bei Grabungen Relikte vergangener Kulturen und Völker geborgen. Meist handelt es sich um Scherben von Gefäßen. Sie wurden an verschiedenen Stellen des oberen Marktes gefunden. Im Bereich seiner Nordkante tauchten sie insbesondere in Siedlungsschichten unter der frühmittelalterlichen Mauer und den dahinter liegenden Wallanschüttungen auf.

Die Zeitstellung eines Teils der Keramikfunde zeigt uns, dass bereits die Menschen der Hallstattzeit im 6. Jahrhundert v. Chr. Gefallen am Bergsporn fanden und hier siedelten. Diese Vorliebe hielt lange an. So belegen Funde des 5. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. die Anwesenheit erster Kelten. Als keltisches Oppidum kann Roßtal derzeit allerdings nicht angesehen werden. 

Die Mauerbauer

Auch im Westen und Norden verlief die Burgmauer der urbs horsadal entlang der Hangkante des Bergsporns. Ihre Reste wurden an verschiedenen Stellen freigelegt. Zumeist offenbarte sie die zwei Ausbauphasen. Sie ließen eine teils mehr als 2 Meter breite Mauer entstehen. Nur an einer Stelle an der Nordseite muss sie im Laufe des 10. oder 11. Jahrhunderts komplett erneuert worden sein. Hier war die 2 Meter breite Ringmauer in nur einer Bauphase errichtet worden. Ihre Höhe wird schätzungsweise zwischen 3 und 5 Metern betragen haben. Auf die gesamte Länge der Mauer von etwa 900 Metern gerechnet wurden sie seinerzeit mit etwa 5.500 bis knapp 10.000 m³ Gestein erbaut. Die Erdbewegungen für die Anlage der Gräben und Wallanschüttungen waren noch wesentlich umfangreicher.

Die Burgmauer im Querschnitt mit Darstellung der verschiedenen Ausbauphasen

Wussten Sie schon…?

Woher kommt der Begriff „Rangau“?

Der Begriff „Gau“ geht auf das germanische Wort *gawja zurück. Es steht für eine fruchtbare und wasserreiche Siedlungslandschaft. Es handelt sich ursprünglich um eine unpolitische Raumbezeichnung. Inwieweit „Gaue“ Verwaltungseinheiten ähnlich den heutigen Landkreisen darstellten, ist nach wie vor umstritten. So konnten in einem Gau einer oder mehrere Grafen als Stellvertreter des Königs tätig sein. Umgekehrt konnte ein und derselbe Graf seine Aufgabe in mehreren Gauen wahrnehmen. Die Silbe „Ran-„ leitet sich von der Rannach ab, die bei Bad Windsheim in die Aisch mündet.

Was ist das Besondere an der Roßtaler Pfarrei?

Sie ist eine sogenannte Urpfarrei. Diese wurden an zentralen Orten wie zum Beispiel einer Mittelpunktsburg in Kombination mit einer Versammlungs- und Gerichtsstätte errichtet. In der Kirche der Urpfarrei wurden die Taufen vollzogen und die Hauptgottesdienste abgehalten. Von ihr aus erfolgte die kirchliche Organisation des Umlandes. Sie war zugleich ein Element des sogenannten Landesausbaus und der damit verbundenen Herrschaftssicherung durch das Königtum.

Das Roß von Roßtal

Bei archäologischen Grabungen auf dem westlichen Bergsporn wurde das Skelett eines Pferdes entdeckt. Es lag zusammen mit weiteren Tierknochen in einer Grube. Es war sicher nicht dieses Pferd, dem Roßtal seinen Namen zu verdanken hat. Nach ersten Datierungen wurde es im Laufe des 9. oder 10. Jahrhunderts niedergelegt. Widukind, der in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von der Schlacht um Roßtal berichtete, hat den Ortsnamen unter Umständen missverstanden. Als Sachse verballhornte er möglicherweise den eigentlichen Namen unbeabsichtigt zu horse(adal). Noch ist der Ursprung des Namens Roßtal aber nicht abschließend geklärt. Er könnte eventuell sogar dem Slawischen entstammen.

Das älteste Siegel mit dem Wappen von Roßtal (um 1500)

Das älteste Siegel mit dem Wappen von Roßtal (um 1500) – Kreutzer u.a. 1955, S. 19

Wussten Sie schon…?

Was ist die Hallstattzeit?

Sie wurde benannt nach dem Fundort Hallstatt in Österreich. Die Hallstattkultur oder ältere vorrömische Eisenzeit dehnte sich in der Zeit von etwa 800 v. Chr. bis ca. 450 v. Chr. unter anderem im heutigen böhmisch-österreichischen Raum, Süddeutschland und den östlichen Regionen Frankreichs aus. Der namensgebende neue Werkstoff dieser Zeit war das Eisen.

Und was ist die Latènezeit (Kelten)?

Sie schloss zeitlich und räumlich an die Hallstattzeit an. Die Latènezeit oder auch jüngere vorrömische Eisenzeit bezeichnet den Zeitraum von etwa 450 v. Chr. bis gegen Christi Geburt. Benannt wurde sie nach dem Fundort La Tène am Neuenburger See in der Westschweiz. Die Stämme der Kelten gingen aus dem sogenannten westlichen Hallstattkreis hervor, der auch Süddeutschland umfasste.

Schon immer ein beliebter Ort

Die Bewohner der alten Burg Roßtal waren nicht die Ersten, die hier wohnten. Bei Ausgrabungen findet man immer wieder Spuren von anderen Völkern. Gefundene Keramikscherben zeigen, dass schon Menschen im 6. Jahrhundert vor Christus dort gelebt haben. Sie fanden wohl auch den Bergsporn super zum wohnen. Man fand auch Spuren der ersten Kelten des 5. bis 4. Jahrhunderts vor Christus. 

Ein seltsames Haus mit Keller

Gleich hinter der Burgmauer fand man Reste eines kleinen Holzhauses mit Keller. Es hatte Wände und einen Boden aus Holz. Der Keller unter dem Haus war eine Grube, die in den Felsen geschlagen wurde. Dort lagen Tierskelette. Keiner hat bis jetzt eine Ahnung, was es mit dem Haus auf sich hatte. Noch nie wurde so etwas gefunden. Hast du eine Idee, für was das Haus genutzt wurde? 

Woher kommt der Name Roßtal?

Vielleicht kommt der Name der Stadt Roßtal von dem Skelett eines Pferdes, das man bei Ausgrabungen fand. Vielleicht hat aber auch Widukind, der als erstes in seinen Geschichten über Roßtal schrieb, den Namen falsch aufgeschrieben. Oder vielleicht kommt der Name aus dem Slavischen, also aus dem Osten von Europa.  Bis jetzt weiß es noch keiner genau. Hast du eine Idee?