Station 4: Gräberfeld

Das Gräberfeld

Das Reich der Toten auf der „Spitz“

Das Reich der Toten

Seit vielen Jahrhunderten ist der an der Kirche gelegene Friedhof ein für die Menschen in Europa vertrautes Bild. Besonders an der Roßtaler Laurentiuskirche – inmitten des Oberen Marktes – ist der Friedhof noch immer präsent und zugleich lebendiger Teil des Alltags.

Das war nicht immer so. Zunächst lagen die Begräbnisstätten mit größerem Abstand fernab der Siedlungen. Erst Karl der Große ordnete an, die Menschen an den Kirchen zu bestatten. Diese von Mauern umgebenen Orte waren besonders geschützt und wurden damit zum Friedhof.

In Roßtal wird dieser Schritt wohl erst im Laufe des 11. Jahrhunderts vollzogen worden sein. Die zentrale Bebauung der urbs horsadal und möglicherweise weitere Bauten der Kirche standen dem bis dahin im Weg.

Extra muros – Das Gräberfeld auf der Spitz

Das gesamte Frühmittelalter hindurch bis zu der Zeit als die Burg ihre militärische Funktion verloren hatte wurden die Einwohner außerhalb der Mauern beigesetzt. Geradezu nach römischer Sitte ruhten die Toten extra muros auf dem Areal, das heute „Spitz“ genannt wird. Es erstreckt sich zwischen der damaligen urbs horsadal und der heutigen S-Bahnlinie.

Die ursprüngliche Ausdehnung des Gräberfeldes lässt sich anhand verschiedener Einzelnachrichten von Skelettfunden der Vergangenheit sowie zweier archäologischer Untersuchungen nachvollziehen. Alte Berichte über Funde von Gräbern und Grabbeigaben weisen auf eine Belegungszeit des Gräberfeldes hin, die wahrscheinlich bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. zurückreicht. 

Der Riese von Roßtal

Erste archäologische Untersuchungen fanden 1961/62 statt. Zwei Gräber wurden dokumentiert, sieben weitere lokalisiert. 2016 bot ein Bauvorhaben die Möglichkeit weitere 24 Gräber zu untersuchen. Personen aller Altersgruppen waren hier bestattet. Die Orientierung der Toten und ihre Lage waren einheitlich. In gestreckter Rückenlage, den Kopf im Westen, mit Blick nach Osten und ohne jede Grabbeigabe waren hier ohne jeden Zweifel Christen bestattet. Die am Körper angelegten Arme weisen auf deren Grablegung in Leichentüchern hin. Unter den Toten fallen Individuen von rund 1,9 Meter Körpergröße auf. Für ihre Zeit war das außergewöhnlich. Die Altersbestimmung einiger Skelette ergab, dass sie in der Zeit zwischen der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts und dem späten 9. Jahrhundert zu Grabe getragen wurden.

Das Reich der Toten

Erst im 11. Jahrhundert, nachdem Roßtal keine wichtige Kriegsfunktion mehr hatte, entstand dieser Friedhof neben der Kirche. Vorher wurden die Toten extra muros begraben, also außerhalb der Burgmauern – ungefähr zwischen den Mauern der alten Burg Roßtal und dort, wo heute die S-Bahn fährt. 

Riesen in Roßtal

1961 fand man hier die ersten Gräber unter der Erde. 2016 wurde wegen eines großen Bauprojekts viel hier gegraben und es konnten 24 Gräber untersucht werden. Die Begrabenen waren unterschiedlich alt, waren wahrscheinlich in Tüchern gewickelt begraben worden und es waren keine Grabbeigaben bei ihnen. Daher weiß man, dass es Christen gewesen sind. Das Spannende war, dass manche Toten ca. 1,90 Meter groß waren. Für diese Zeit damals war das riesig. Die meisten Menschen waren viel kleiner. Warum die Roßtaler wohl so groß gewachsen waren?

Was denkst du:

Warum weiß man, dass die Toten in Leintücher gewickelt waren?

…weil die Arme der Skelette eng am Körper angelegt waren.

Richtig!

…weil man Reste des Leintuchs mit ausgegraben hat.

Nicht ganz. Überleg nochmal genauer!

…weil ein schriftlicher Bericht der Beerdigung mit ausgegraben wurde.

Das stimmt leider nicht. Überleg nochmal!

…weil die Skelette sonst schon zerfallen wären.

Nicht ganz. Überleg nochmal genauer!