Station 6: Schulhofmauer


Die Innenbebauung

Das Innenleben der Burg

Im Schutz der Mauern

Wie bei anderen vergleichbaren Anlagen des frühen und hohen Mittelalters existieren auch für die urbs horsadal keine zeitgenössischen Beschreibungen zum Aussehen der Burg, ihrer inneren Struktur oder ihrer Bebauung. Licht in dieses Dunkel brachten hingegen die archäologischen Ausgrabungen der vergangenen Jahrzehnte. Vor allem im Bereich der Grundschule, ihres Pausenhofes und Sportgeländes ließen sich so Erkenntnisse zum Innenleben der Burg gewinnen. 

Funktional gegliedert

Innerhalb der urbs horsadal war die Aufteilung der Wohn- und Arbeitsbereiche offenbar klar geregelt. So lässt sich anhand der Grabungsbefunde eine Parzellierung des Burgareals nachweisen. Zwischen den einzelnen Parzellen wurden zudem Wege freigehalten mittels derer die Ringmauer schnell mit Truppen besetzt werden konnte. Innerhalb der Parzellen weisen unterschiedliche Gebäudestrukturen auf unterschiedliche Formen ihrer Nutzung hin. In der Burg wurde gewohnt, gearbeitet, magaziniert und produziert. Sicher hielten die ersten Roßtaler auch Kleinvieh in ihren Parzellen. In anderen Bereichen der Burg fanden sich Abfälle handwerklicher Produktion und Gruben. Hier stellte man her, was innerhalb und außerhalb der Burg benötigt wurde. Beliebtes Rohmaterial waren unter anderem Tierknochen. Aus ihnen ließen sich viele Gegenstände des täglichen Bedarfs herstellen für die wir heute Kunststoff verwenden.

Trotz Veränderungen der Bebauung blieb die einmal festgelegte Parzellenstruktur auch im 10. Jahrhundert erhalten.

Wussten Sie schon…?

Was ist das Besondere bei Pfostenbauten?

Im Gegensatz zu Fachwerkbauten sind die das Gebäude tragenden Teile, die Pfosten, in den Boden eingegraben. Dadurch erhalten Pfostenbauten ihre Stabilität. Nachteilig ist bei dieser Bauweise jedoch die Wechselfeuchte des Bodens. Sie führt dazu, dass die im Bodenbereich morsch gewordenen Pfosten nach einer gewissen Zeit ausgewechselt werden müssen.

Woher kommt der Begriff „Wände“?

Der Begriff ist zurückzuführen auf die gewundenen Ruten der mit Lehm umkleideten Flechtwerkwände der Pfostenbauten.

Was sind Gewichtswebstühle?

Es handelt sich um die Vorgänger der bekannteren liegenden Webstühle. Gewichtswebstühle stehen nahezu senkrecht, so dass an ihnen im Stehen gewebt wird. Bei diesen Gewichtswebstühlen werden die Kettfäden von unten durch einfache Gewichte aus Lehm gespannt.

Baustoffe aus der Region

Beim Bau ihrer Häuser taten die Einwohner der Burg das, was jahrtausendelang üblich war. Sie verwendeten die Baustoffe, die vor Ort verfügbar waren. Holz, Lehm, Stroh und gegebenenfalls Sandstein prägten das Ortsbild der urbs horsadal. Im Stil der Zeit wurden die Häuser als sogenannte Pfostenbauten errichtet. Massive, im Boden verankerte Holzpfosten bildeten deren tragendes Gerüst. Die Gestaltung der Wände erfolgte klassisch als mit Lehm umkleidetes Flechtwerk oder mit massiven Holzbohlen. Beides ist archäologisch nachgewiesen. Die Dachdeckung der Gebäude wird überwiegend aus Stroh bestanden haben. Wo Getreide angebaut wird, ist schließlich auch Stroh in ausreichender Menge vorhanden.

Ein anderes Bild dürften die Bauten der örtlichen Oberschicht geboten haben. Sie waren höchstwahrscheinlich dort angesiedelt, wo sich heute der Friedhof befindet.

Scheunen, Ställe, Grubenhäuser

Die unterschiedlichen Ansprüche an die Gebäude brachten Bauten verschiedenster Ausprägung hervor. Rechteckige Bauten waren je nach Größe Wohnhäuser, Ställe oder Speicher. Von ihnen heben sich einige sechseckige Pfostenbauten deutlich ab. Für die hiesige Region sind sie sehr ungewöhnlich und es ist durchaus möglich, dass sie keine Wände besaßen. Diese Konstruktionen waren sehr wahrscheinlich Heuspeicher oder sogenannte Heubergen.

Die urbs horsadal hält aber noch einen gänzlich anderen Gebäudetyp parat. An verschiedenen Stellen innerhalb der Burganlage tauchten bei den archäologischen Grabungen sogenannte Grubenhäuser auf. Die halb in den Boden eingetieften Gebäude weichen in ihrer Größe von den Grubenhäusern anderer Burgen dieser Zeit ab. Offenbar eignete sich deren Raumklima hervorragend zum Weben von Stoffen. Denn es wurden nicht nur in den Roßtaler Grubenhäusern Gewichte von Gewichtswebstühlen gefunden.

Ein Grubenhaus

In der Burg

Innerhalb der Mauern war die Burg in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Es gab Bereiche zum Wohnen und zum Arbeiten. Es gab Werkstätten, in denen zum Beispiel Sachen aus Tierknochen hergestellt wurden, die bei uns heute leider aus Plastik gemacht werden. Es gab Orte, an denen Gegenstände gelagert wurden. Zwischen all diesen Bereichen waren Wege freigehalten, damit die Truppen schnell zur Burgmauer laufen konnten, wenn ein Angriff kam. 

Baumaterial aus der Nähe

Wie früher üblich, nutzten die Menschen die Materialien, die sie vor Ort hatten. Sie bauten mit Holz, Lehm, Stroh und manchmal Sandstein. Die Häuser wurden als Pfostenbau errichtet, Pfosten aus Holz wurde im Boden fest gemacht und waren das Gerüst des Hauses. Zwischen die Pfosten kamen Wände aus Holz oder geflochtenen Ästen, die mit Lehm verkleidet wurden. Das Dach der Häuser war aus Stroh, denn durch den Anbau von Getreide war genug Stroh da. Die Reichen der Stadt wohnten wahrscheinlich dort, wo heute der Friedhof an der Kirche liegt. 

Was denkst du:

Was ist ein Pfostenbau?

Ein Haus, dessen tragende Teile, die Pfosten, in den Boden eingegraben sind.

Das ist richtig!

Ein Haus mit einem Fußballtor als Tür.

Nicht ganz. Überleg nochmal genauer!

Ein Haus, das von einem Vollpfosten gebaut wurde, also bald einstürzt.

Das stimmt leider nicht. Überleg nochmal!

Eine Baustelle mit mehr Pfosten als Wänden.

Das stimmt leider nicht. Überleg nochmal!