Der Klostergarten im Museumshof
Pflanzenbeobachtung im Mittelalter
„Aber auch Euch, hervorragende Brüder, spreche ich an, die Ihr die Gesundheit des menschlichen Körpers mit eifriger Wißbegierde behandelt … Lernet deshalb, die Wirkkräfte der Heilkräuter und die Mischung der Spezereien mit sorgfältiger Überlegung anzuwenden. Aber setzt die Hoffnung nicht in die Kräuter und die Rettung nicht in menschliche Ratschläge; denn obwohl es heißt, daß die Medizin von Gott begründet worden sei, wird doch das Leben ohne Ende gewährt…“
– Walahfrid Strabo
Walahfrid Strabo, Abt der Reichenau
Der Klostergarten wurde nach einem Gedicht von Walahfrid Strabo aus dem 9. Jahrhundert angelegt. Walahfrid wurde im Jahr 808 oder 809 in Alemannien geboren und kam bereits als kleiner Junge in die Schule des Klosters Reichenau, einer der bedeutendsten Abteien des Fränkischen Reiches. Er wurde 838 von Kaiser Ludwig dem Frommen zum Abt der Reichenau ernannt.
Seinen Beinamen Strabo, das bedeutet „der Schieler“, erhielt er wegen eines Augenfehlers. Dennoch war er ein vorzüglicher Beobachter und schrieb den Liber de cultura hortorum („Buch über die Kultivierung der Gärten“), auch bekannt als Hortulus (deutsch: Gärtlein). In 444 Versen werden 24 Heilkräuter, Küchen- und Zierpflanzen, deren Eigenschaften und medizinische Anwendungsmöglichkeiten beschrieben, die noch heute die Gärten bereichern.
Der St. Galler Klosterplan
Wie sehr die Mönche ihren Auftrag zur Pflege der Kranken ernst nahmen, kann am St. Galler Klosterplan verdeutlicht werden. Dieser Plan eines idealen Klosters wurde wahrscheinlich um 820 im Kloster auf der Reichenau im Bodensee auf fünf große Pergamentstücke gezeichnet. Er zeigt eine umfangreiche Gebäudeansammlung, in der ein Arzthaus und ein Spital, sowie ein Garten für Heilpflanzen vorgesehen sind.
In diesem Garten sind das damalige Wissen über Pflanzen und die Vorstellungswelt des frühen Mittelalters vereinigt. Die Pflanzen, die in den Beeten des Gartens angebaut werden sollten, sind eingetragen. Die hier genannten Pflanzen sind weitgehend die gleichen, die später Walahfrid Strabo in seinem Hortulus anführt.
Mittelalterliche Zahlensymbolik
„Alle Wesen haben Gestalten, weil sie Zahlen haben; nimm ihnen diese und sie werden nichts sein.“
Mit diesem Satz bringt Augustinus, einer der Kirchenväter, eine für seine Zeit über das rein mathematische hinausgehende Bedeutung von Zahlen zum Ausdruck. Die Mystik der Zahlen wurde bereits in der griechischen Antike entwickelt und floss später in das Christentum ein. Zahlen galten nun als Grundvoraussetzung aller Schöpfung. Sie wurden als auf den Kosmos bezogene Symbole angesehen. Denn Gott selbst hatte diesen Kosmos geordnet: „Omnia in mensura, et numero, et pondere disposuisti“ – alles hast du nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet (Weish 11,21).
Wenn Gott als Geometer agierte, so verwundert es nicht, dass sich die davon ableitbare Zahlensymbolik auch im Garten Walahfrids wiederfindet. Neben den Zahlen 1, 3, 6, 8, 9, 12 und 24 spielt vor allem die Zahl 4 eine herausragende Rolle. Bereits in der Ausdehnung des Gartens von vierzig Fuß mal dreißig Fuß ist sie enthalten; ebenso in den 444 Versen seines Gedichtes. Elementare Bedeutung erhält sie in Form der vier Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft, den vier Himmelsrichtungen oder den vier Jahreszeiten.
Eventuell dachte Walahfrid auch an die vier Evangelisten Matthäus, Lukas, Johannes und Paulus oder die Kardinaltugenden Gerechtigkeit, Klugheit, Maß und Tapferkeit. Näher liegend ist jedoch eine Verbindung zu den vier Qualitäten der Heilpflanzen: warm, kalt, trocken und feucht. Darüber hinaus findet sich die Zahl 1 als Symbol der Schöpfung. Häufig im Maßsystem des Gartens ist zudem die Zahl 3 vertreten. Als Inbegriff höchster Heiligkeit steht die 3 unter anderem für die Dreifaltigkeit. Ebenfalls als Symbol der Schöpfung galt die Zahl 6 in Anlehnung an das Sechstagewerk Gottes. Die Zahl 8 hingegen symbolisiert das ewige Leben, zu dem die Taufe hinführt. In achteckigen Taufsteinen und Baptisterien spiegelt sich diese Symbolik wider. Als symbolhaft für die Zahl der Engel steht die Zahl 9. Die Zahl 12 steht einerseits für den astronomischen Zeitrhythmus. So markieren die zwölf Monate die einzelnen Jahresabschnitte ebenso wie Tag und Nacht nach je zwölf Stunden gezählt werden. Nach Augustinus erklärt sich das häufige Erscheinen der Zahl 12 in der Bibel, wie zum Beispiel in Form der zwölf Apostel, durch die Teilbarkeit der Zahl durch Drei und Vier. Die Drei ist hierbei Symbol des dreieinigen Gottes und die Vier das Symbol der Welt. Die Zahl 24 als Multiplikation von zwölf galt ebenfalls als heilige Zahl. Nicht selten wurden all diesen Zahlen noch weitere symbolische Bedeutungen zugemessen.
Der Garten als Gedicht
Hier sehen Sie eine schematische Abbildung des Klostergartens, wie er im Hortulus beschrieben ist. Klicken Sie einfach auf eines der Beete, um mehr über die Pflanze zu erfahren.
Der Schlafmohn (papaver)
Hier gefällt es mir wohl, im Kranz meiner leichten Gedichtchen
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Nun des Feldmohns Erwähnung zu tun, den die Mutter Latona
Trauernd wegen des Raubs ihrer Tochter genossen, so sagt man,
Daß ersehntes Vergessen die Brust ihr vom Kummer befreie.
Zugleich vermag, wie man sieht, ein schlimmes Geschwür, das unleidlich
Bitter vom Grunde der Brust bis hinauf zur Pforte des Mundes
Aufstößt, mit Hilfe des Mohns sehr häufig Heilung zu finden.
Trächtig von körnigen Samen vermag sich sein Haupt an dem schwachen,
Vorgeneigt hangenden Halse hinauf zur Höhe zu strecken,
Und nach Art der Granate, des Apfels aus punischem Lande,
Unter dem faltigen Mantel der einzigen Schale verbirgt er
Körner in großer Fülle von hochzupreisender Wirkung,
Und vom Geräusch des Kauens empfing er den sprechenden Namen.
Aus dem Saft der Mohnkapseln wird Morphin hergestellt. Es wirkt reduzierend bei starken chronischen Schmerzen und bei Tumoren. Die ölhaltigen, angenehm duftenden Samen werden bei uns als Lebensmittel vor allem für Süßspeisen und Gebäck verwendet.
Der Salbei (salvia)
Leuchtend blühet Salbei ganz vorn am Eingang des Gartens,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Süß von Geruch, voll wirkender Kräfte und heilsam zu trinken.
Manche Gebresten der Menschen zu heilen, erwies sie sich nützlich,
Ewig in grünender Jugend zu stehen hat sie sich verdient.
Aber sie trägt verderblichen Zwist in sich selbst: denn der Blumen
Nachwuchs, hemmt man ihn nicht, vernichtet grausam den Stammstrieb,
Läßt gierigem Neid die alten Zweige ersterben.
Seine Wirkung ist entzündungshemmend und zusammenziehend. Deshalb wird er gerne bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes als Tee oder Gurgelmittel benutzt. Waschungen reduzieren starkes Schwitzen. Nicht dauerhaft anwenden.
Die Raute (ruta)
Diesen schattigen Hain ziert dunkelfarbiger Raute
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Grünend Gebüsch. Ihre Blätter sind klein, und so streut sie wie Schirmchen
Kurz ihren Schatten nur hin. Sie sendet das Wehen des Windes
Durch und die Strahlen Apolls bis tief zu den untersten Stengeln.
Rührt man leicht sie nur an, so verbreitet sie starke Gerüche.
Kräftig vermag sie zu wirken, mit vielfacher Heilkraft versehen,
So, wie man sagt, bekämpft sie besonders verborgene Gifte,
Reinigt den Körper von Säften, die ihn verderblich befallen.
Ihre krampflösende- und schmerzstillende Wirkung ist seit dem Altertum bekannt. Ferner wurde sie bei Verstauchungen, Kreislaufproblemen und Hauterkrankungen verwendet. Wegen ihrer starken Wirkung auf Haut und Schleimhäute sollte sie nur eingeschränkt therapeutisch benutzt werden. Keinesfalles bei Schwangerschaft.
Die Eberraute (abrotanum)
Ebenso leicht ist’s, den hohen Wuchs deiner Staude zu preisen,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Eberraute, bewundernd das Blattwerk, das reich sich entfaltet,
Üppig in Zweige geteilt und feinen Haaren vergleichbar.
Dieser duftende Schopf, zugleich mit den biegsamen Zweigen
Ärztlichen Mitteln vermengt, ergibt eine nützliche Mischung.
Fieber wehret sich ab, scheucht Seitenstechen, bringt Hilfe,
Wenn die tückische Gicht uns mit plötzlichem Anfall belästigt.
Aber noch mehr: Sie hat so viel Kräfte wie haarfeine Blätter.
Im Altertum wurde sie als Gallen- und Leberheilmittel, aber auch bei Atemnot eingesetzt. Sie lindert rauenbeschwerden und aktiviert die Menstruation. Eine medizinische Wirkung sagt man ihr bei Magenbeschwerden und Verdauungsproblemen nach. Deshalb ist sie heute oftmals noch ein Bestandteil mancher Bittertonika.
Die Melone (pepones)
Gleichfalls am selbigen Platz, wo den untersten Beeten sich anschließt
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Jene üppige Saat, die in dürftigem Lied ich besungen,
Sieht man ein kräftiges Rankengewächs von anderer Gattung
Kriechen auf staubigem Grund und runde Früchte erzeugen.
Diese Sorte von Früchten, sie lagert sich meist auf des Bodens
Trockenem Rücken und schwillt in erstaunlich mächtigem Wachstum,
Bis sie dann, gelblich gefärbt von den Sonnenstrahlen des Sommers,
Füllet mit reifem Ertrag die Körbe des erntenden Gärtners. (…)
Honigmelonen wachsen in Roßtal nicht. Deshalb wurde Eisenkraut angepflanzt..
Der Wermut (absinthium)
Dicht daneben der Platz trägt die Stauden des bitteren Wermuts,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Der mit zähem Gezweig der Mutter der Kräuter verwandt ist.
Anders jedoch ist die Frabe des Laubs, der entwickelten Zweige
Duft ist ein anderer, und bittrer bei weitem schmeckt er zu trinken.
Brennenden Durst zu bezwingen und Fieberglut zu vertreiben,
Diese Wirkung durch rühmliche Kraft kennt man lang aus Erfahrung.
Auch wenn plötzlich vielleicht der Kopf dir hämmert in scharfem
Stechendem Schmerz oder quälender Schwindel erschöpfend dich heimsucht,
Wende an ihn dich um Hilfe und koche des laubigen Wermuts
Bitteres Grün; dann gieße den Saft aus geräumigem Becken
Und überspüle damit den höchsten Scheitel des Hauptes.
(…)
Diese Pflanze ist nicht nur Ausgangsprodukt für einen häufig verwendeten Geschmacksstoff alkoholischer Getränke, sondern auch seit sehr langen Zeiten als begehrtes Heilkraut bekannt. Man rühmt an ihm vor allem die appetitanregende und verdauungsfördernde Wirkung. Er ist fiebersenkend, anregend für die Lebertätigkeit und ein Wurmmittel.
Der Andorn (marrubium)
Soll ich den Andorn daneben erwähnen, das schätzbare, kräftig
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Wirkende Kraut, mag schärfer er zwar auch brennen im Munde
Und im Geschmack sich weit unterscheiden von seinem Geruche?
Duftet er süß, so schmeckt er nicht süß, doch vermag er zu lindern
Arge Beklemmung der Brust, geschluckt als bitteres Tränklein,
Ganz besonders dann, wenn er heiß vom Feuer geschlürft wird
Und man sich zwingt, nach dem Mahl davon becherweise zu trinken.
Sollten dir Stiefmütter je feindselig bereitete Gifte
Mischen in das Getränk oder trügenden Speisen verderblich
Eisenhut mengen, so scheucht ein Trank des heilkräftigen Andorns,
Unverzüglich genommen, die drohenden Lebensgefahren.
Als Tee gegen Husten und andere Erkrankungen der Atemwege. Bei Magen- und Darmbeschwerden und zur Stärkung des Immunsystems. Hilft äußerlich eingesetzt gegen Geschwüre und Wunden, welche nicht heilen wollen.
Der Fenchel (foeniculum)
Auch die Ehre des Fenchels sei hier nicht verschwiegen; er hebt sich
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Kräftig im Sproß, und er strecket zur Seite die Arme der Zweige,
Ziemlich süß von Geschmack und süßen Geruches desgleichen.
Nützen soll er den Augen, wenn Schatten sie trügend befallen,
Und sein Same mit Milch einer Mutterziege getrunken,
Lockre, so sagt man, die Blähung des Magens und fördere lösend
Alsbald den zaudernden Gang der lange verstopften Verdauung.
Ferner vertreibt die Wurzel des Fenchels, vermischt mit dem Weine,
Trank des Lenæus, und so genossen, den keuchenden Husten.
Seine Früchte sind ein gutes Mittel bei Bronchialkatarrh und Keuchhusten, er wirkt schleimlösend und Auswurf fördernd. Ferner hat die Droge krampfmildernde Eigenschaften und wirkt somit bei Magen- und Darmbeschwerden, Koliken und Blähungen. Wegen seiner beruhigenden und krampflösenden Wirkung wird er gerne in der Säuglings- und Kinderheilkunde verabreicht. Häufig wählt man eine Mischung mit Anis und Kümmel. Fenchel nicht in übermäßigen Mengen und über einen langandauernden Zeitraum bei der Babynahrung verwenden.
Die Schwertlilie (gladiola)
Da will ich nicht übergehn, Gladiole, deren Benennung
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Nach dem Namen des Schwerts freischaffende Sprache gebildet.
Du bescherst mir den Schmuck deiner purpurfarbenen Blüte
Früh im Sommer an Stelle des dunkellieblichen Veilchens.
Oder du gleichst Hyacinth, der am Altar Apollos als Blume
Wiedererstand, aus dem Tod des zarten Jünglings geboren
Und an der Blüte Stirn seines Namens Zeichen verewigt.
Deiner Wurzel getrocknete Stückchen lösen zerrieben
Wir in flüssigem Wein, und der Blase grausame Schmerzen
Dämpfen nicht minder wir trefflich mit diesem künstlichen Heiltrank.
Du gibt dem Walker das Mittel, mit dem er das Leinengewebe
Glänzend und steif appretiert und ihm Duft wie von Blumen verleihet.
Die aromatische Wurzel wird als „Veilchenwurzelöl“ in der Parfüm- und Likörherstellung verwendet. Sie wurde therapeutisch auch als leichtes Schmerzmittel eingesetzt. Aus diesem Grunde wurde sie früher als „Veilchenwurzel“ zahnenden Kindern zum Kauen gegeben, was heute aus hygienischen Gründen aber nicht mehr üblich ist.
Der Liebstöckel (lybisticum)
Liebstöckel, kräftiges Kraut, dich zu nennen im duftenden Dickicht
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Heißt mich die Liebe, mit der ich im Gärtchen alles umfasse.
Zwar durch Saft und Geruch, so glaubt man, soll diese Pflanze
Schaden den Zwillingssternen der Augen und Blindheit bewirken.
Aber die kleinen Samen der Pflanzen pflegen doch manchmal als Beisatz
Andrer Arznei durch fremdes Verdienst sich Lob zu erwerben.
In der Naturheilkunde wird er als wassertreibendes Mittel bei Erkrankungen der Harnwege und der Blase eingesetzt. Die getrockneten Liebstöckelfrüchte werden volkstümlich bei Verdauungsbeschwerden und Blähungen sowie im Haushalt als Gewürz verwendet. Feingehackte Blätter können zum Würzen von Suppen, Salaten und Eintopfgerichten verwendet werden. Der Geschmack erinnert an den von Sellerie, ist aber schärfer und bitterer. Oft unter dem Namen „Maggikraut“ bekannt.
Der Kerbel (cerfolium)
Die du mit heiligem Mund das hochberühmte Gedächtnis
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
So vieler Kriege besingst und so viel bedeutender Taten,
Fromme Erato, verschmähe es nicht, den bescheidenen Reichtum
Meiner Gewächse im Garten mit mir im Gedicht zu durchgehen.
Spreitet der Kerbel, dies Kraut Mazedoniens, schwächliche Zweige,
Mag er in zahlreichen Dolden geringe Samen nur liefern, –
Mildert er doch, jahraus, jahrein stets frisch zu bekommen,
Armut bedürftiger Leute mit seinen reichlichen Gaben,
Und es fehlt ihm, als leichtes Mittel zur Hand, auch die Kraft nicht,
Bächlein des Blutes, rieselnd über den Körper, zu stillen.
Auch falls einmal der Leib von lästigen Schmerzen gequält wird,
Legt er ihm Umschläge auf, nicht ohne treffliche Wirkung,
Wenn er Minze sich selbst und Blätter des Mohnes hinzufügt.
Er kann Erkältungen lindern und man kann ihn gegen Kopfschmerzen und Gedächtnisstörungen verwenden. Kerbelblätter auf Insektenstiche reiben, damit die Schmerzen schneller vergehen. Er wird vor allem in Suppen, Salaten und Saucen und Kräuterbutter gebraucht. In berühmten Kräutermischungen wie Fines herbes oder der Frankfurter Grünen Sauce ist er ein wichtiger Bestandteil.
Traditionell in Gründonnerstags- und Ostergerichten.
Die Lilie (lilium)
Leuchtende Lilien, wie soll im Vers und wie soll im Liede
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Würdig euch preisen die dürftige Kunst meiner nüchternen Muse?
Euer schimmerndes Weiß ist Widerschein schneeigen Glanzes,
Holder Geruch der Blüte gemahnt an die Wälder von Saba.
Nicht übertrifft an Weiße der parische Marmor die Lilien,
Nicht an Düften die Narde. Und wenn die tückische Schlange
Listiger Art gesammeltes Gift aus verderblichem Munde
Spritzt und grausamen Tod durch kaum erkennbare Wunde
Sendet ins innerste Herz, dann zerreibe Lilien im Mörser,
Trinke den Saft, dies erweist sich als nützlich, mit schwerem Falerner.
Oder bei Quetschungen lege man sie auf die bläuliche Stelle,
Alsbald wird man auch hier zu erkennen vermögen die Kräfte,
die diesem heilenden Stoffe gegeben sind, Wunder bewirkend.
Schließlich ist Liliensaft auch gut bei Verrenkung der Glieder.
Die zerriebene Zwiebel wurde für erweichende Umschläge bei Tumoren, Entzündungen und Verbrennungen verwendet. Lilienöl half bei Brandwunden und Ohrenschmerzen. Heute hat sie in der Volksmedizin keine Verwendung. Sie ist aber während der Blüte eine wunderschöne- und stark duftende Blume. Lilien gelten als Symbol der Unschuld und Reinheit. Daher im Volksmund der Name Madonnenlilie.
Der Muskatellersalbei (sclarega)
Hier unter jungem Grünzeug erhebt sich mit kräftigem Stengel
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Dunkel Sclarega, nach oben verbreitet sie Zweige und Blätter.
Da sie nur selten zur Hilfe in Krankheit irgend verlangt wird,
Möchte man glauben, sie sei wohl den Händen der Ärzte entgangen.
Gleichwohl vermag sie zu spenden, in süßwarmes Wasser gegeben,
Heilende Kräfte sowohl wie Tränke von duftender Würze.
Das getrocknete Kraut und die Blüten kommen bei Magenproblemen, Blähungen und Durchfall zum Einsatz . Die Blüten werden zum aromatisieren von Weinen und Likören verwendet. Erinnert an „Muskatellerwein“.
Die Frauenminze (costus)
Dicht bei ihr [Sclarega] verbirgt sich ein Wäldchen,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
und nicht als das letzte Costus des Gartens.
Kocht man die Wurzel, mit heilsamer Hilfe
Fördert sie träge Verdauung und regelt glücklich den Stuhlgang.
Die Frauenminze ist gar keine Minze, sondern eng verwandt mit Rainfarn und Mutterkraut. Den Namensteil Minze erhielt sie wohl wegen ihres minzähnlichen Duftes. Die Wirkung gegen Frauenbeschwerden gab ihr wahrscheinlich den vorderen Teil des Namens. Sie fördert die Menstruation und löst krampfartige Beschwerden während der Periodenblutung. Sie stärkt wie die anderen Minzen die Verdauungsorgane.
Der Flaschenkürbis (cucurbita)
Siehe, da wächst auch der Kürbis. Aus winzigem Samen zur Höhe
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Reckt er sich, streut mir den Schilden der Blätter riesige Schatten
Und entsendet mit üppigen Zweigen haltende Ranken.
Gleich wie der laubige Efeu die ragende Ulme umwindet,
Legt seine schmiegenden Arme vom Mutterschoße der Erde
Rings um den Baum und, reichend empor zum obersten Wipfel,
Decket die Runzeln der Rinde mit seinem frischgrünen Kleide,
Oder auch wie die an Bäumen gezogene Rebe am Stamme
Ranket und oben die Zweige mit Beerenbüscheln bekleidet,
Steigend aus eigener Kraft hinauf in die Höhe der Krone,
Also daß von dem fremden Sitze die rötlichen Trauben
Hangen du siehst, denn Bacchus belastet das grünende Stockwerk,
Und seine stärkeren Triebe zerteilen hoch oben das Laubdach:
So sucht auch mein Kürbis, aus schwächlichem Stamme entsprossen,
Halt an den gabligen Stützen, die man ihm dazu bereitstellt. (…)
Die unreifen Früchte werden vielfach gekocht als Sommergemüse verwendet. Vielmehr aber die reifen ausgehöhlt zum Aufbewahren von Nahrungsmitteln und Flüssigkeiten. Die reifen Kerne werden bei verschiedensten Blasenerkrankungen undProstataleiden geschätzt.
Die Minze (menta)
Nimmer fehle mir auch ein Vorrat gewöhnlicher Minze,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften.
Eine nützliche Art soll die rauhe Stimme, so sagt man,
Wieder zu klarem Klang zurückzuführen vermögen,
Wenn ein Kranker, den häufige Heiserkeit quälend belästigt,
Trinkend einnimmt als Tee ihren Saft mit nüchternem Magen.
Noch eine Art dieser Pflanze, von mastigem Wuchs, ist vorhanden,
die nicht mehr bloß eines kleinen Gewächses Schatten verbreitet,
Sondern nach Art des Holunders mit starkem Stengel emporstrebt,
spreitet nach allen Seiten die großen Flügel der Blätter.
Anders ist ihr Geruch und ihr Saft etwas herber zu trinken.
Wenn aber einer die Kräfte und Arten und Namen der Minze
Samt und sonders zu nennen vermöchte, so müßte er gleich auch
Wissen, wie viele Fische im Roten Meere wohl schwimmen,
Oder sie viele Funken Vulkanus, der Schmelzgott aus Lemnos,
Schickt in die Lüfte empor aus den riesigen Essen des Aetna.
Pfefferminze wirkt krampflösend und keimhemmend sowie appetitanregend und dadurch verdauungsfördernd. Sie wird vorwiegend eingesetzt bei Magen- und Darmbeschwerden, gegen Übelkeit und Brechreiz und löst dabei Krämpfe und Blähungen. Pfefferminzöl nimmt man gerne bei Katarrhen der oberen Luftwege in Form von Inhalationen. Beschwerden bei Sodbrennen mit starkem Säurerückfluss (Refluxösophagitis) in die Speiseröhre können durch Pfefferminze verstärkt werden!
Babys und Kleinkindern bis zu einem Alter von 4 Jahren darf keine Pfefferminzzubereitung gegeben werden.
Die Minze (menta)
Nimmer fehle mir auch ein Vorrat gewöhnlicher Minze,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften.
Eine nützliche Art soll die rauhe Stimme, so sagt man,
Wieder zu klarem Klang zurückzuführen vermögen,
Wenn ein Kranker, den häufige Heiserkeit quälend belästigt,
Trinkend einnimmt als Tee ihren Saft mit nüchternem Magen.
Noch eine Art dieser Pflanze, von mastigem Wuchs, ist vorhanden,
die nicht mehr bloß eines kleinen Gewächses Schatten verbreitet,
Sondern nach Art des Holunders mit starkem Stengel emporstrebt,
spreitet nach allen Seiten die großen Flügel der Blätter.
Anders ist ihr Geruch und ihr Saft etwas herber zu trinken.
Wenn aber einer die Kräfte und Arten und Namen der Minze
Samt und sonders zu nennen vermöchte, so müßte er gleich auch
Wissen, wie viele Fische im Roten Meere wohl schwimmen,
Oder sie viele Funken Vulkanus, der Schmelzgott aus Lemnos,
Schickt in die Lüfte empor aus den riesigen Essen des Aetna.
Pfefferminze wirkt krampflösend und keimhemmend sowie appetitanregend und dadurch verdauungsfördernd. Sie wird vorwiegend eingesetzt bei Magen- und Darmbeschwerden, gegen Übelkeit und Brechreiz und löst dabei Krämpfe und Blähungen. Pfefferminzöl nimmt man gerne bei Katarrhen der oberen Luftwege in Form von Inhalationen. Beschwerden bei Sodbrennen mit starkem Säurerückfluss (Refluxösophagitis) in die Speiseröhre können durch Pfefferminze verstärkt werden!
Babys und Kleinkindern bis zu einem Alter von 4 Jahren darf keine Pfefferminzzubereitung gegeben werden.
Die Poleiminze (pulegium)
Nicht erlaubt des Gedichtes Kürze, die Tugenden alle
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Dieser Minze Polei in eilendem Vers zu erfassen.
Soviel soll bei den kundigen Ärzten der Inder sie gelten,
Wie bei den Galliern wert ist ein ganzer Vorrat des schwarzen
Indischen Pfeffers. Vermöchte da einer noch länger zu zweifeln,
Daß gar manche Beschwerden gelindert werden durch dieses
Kraut, wenn zu höchstem Preis es begierig erwirbt jenes reichste
Volk, das in Ebenholz schwelgt und in Gold, und welches dem Erdkreis
Köstliches liefert, was er nur will. O wie hoch sind zu preisen
Güte und Weisheit des mächtigen Donn’rers, die keinem der Länder
Herrliche Gaben des Reichtums versagen; denn was unter diesem
Himmel nur selten du siehst, – in anderer Gegend ist dessen
Solche Fülle vorhanden wie hier von gewöhnlichsten Dingen.
Wegen ihres strengen Geschmackes wird sie in der Küche nur noch wenig verwendet. Mäuse und Ratten werden von Poleiminzeöl oder dem Kraut der Poleiminze vertrieben. Interessant ist übrigens auch, dass der Name Polei übersetzt Floh bedeutet, was der Poleiminze auch den Namen Flohkraut einbrachte, und tatsächlich hilft die Poleiminze auch gegen Flöhe, besonders gegen Katzenflöhe.
Nicht innerlich anwenden! Leicht giftig!
Der Sellerie (apium)
Zwar ist in unseren Gärten die Sellerie billig geworden,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Und es meinten wohl viele, sie tauge höchstens zur Speise.
Dennoch bietet aus eigener Kraft sie zahlreiche Mittel
Wirksamer Hilfe. Denn wenn ihre Samen zerrieben du einnimmst,
Soll, wie man sagt, dies die quälenden Leiden der Blase beheben.
Ißt man jedoch sie selbst mit dem zarten Trieb, so verdaut sie
Reste von Speisen, die noch im Innern des Magens rumoren.
Wenn den Tyrannen des Körpers würgender Brechreiz belästigt,
Trinke man Sellerie gleich mit herbem Essig und Wasser,
Dann wird, vom sicheren Mittel besiegt, die Übelkeit weichen.
Die Blätter wirken als Aufguß belebend, appetitanregend und verdauungsfördernd. Hauptsächlich als aromatisches Würzmittel in Suppen und zur Herstellung von Selleriesalz.
Der Odermennig (agrimonia)
Leicht erkennt man hier auch, in Reihen zierlich geordnet,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Odermennig, der zahlreich die Fluren ringsum bekleidet
Und in dem kargen Schatten der Wälder gedeiht und sich findet.
Mannigfach ehrt ihn der Ruf seiner heilsamen Kräfte, besonders
Zähmt er, zerrieben getrunken, die scheußlichen Schmerzen des Magens.
Hat ein feindliches Messer uns einmal am Körper verwundet,
Rät man uns wohl, zu seiner Hilfe Zuflucht zu nehmen,
Aufzulegen der offenen Stelle zerstoßene Keime,
Um durch dieses Verfahren Gesundheit wieder zu finden,
Wenn der Umschlag dazu noch mit beißendem Essig getränkt wird.
Früher wurde er als Mittel gegen Würmer verwendet. Da er aber manchmal giftig ist, sollte man ihn nicht einsetzen. Äußerlich kann man ihn gegen Verzerrungen und Quetschungen anwenden. Vorsicht die Haut kann allergisch reagieren.
Der Rainfarn (ambrosia)
Nahe erhebt sich der Rainfarn, Ambrosia, wie er gewöhnlich
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Heißet. Man lobt ihn zwar sehr; aber manche bezweifeln doch, ob es
Jene Ambrosia sei, die die Bücher der Alten so häufig
Nennen. Sicher verwenden in ihrem Berufe die Ärzte
Ihn als Arznei: er entzieht, als Mittel getrunken, dem Körper
So viel Blut, wie er Säfte ihm heilsam wiederum zuführt.
Wegen seiner zusammenziehenden und keimhemmenden Wirkung wird er gegen leichte Durchfallerkrankungen und Entzündungen im Mund und Rachenraum eingesetzt. Als Tee hat er eine wohltuende Wirkung auf die Stimmbänder. Deshalb wird der Odermennig auch gerne „Sängerkraut“ genannt. Äußerlich angewendet, werden leichte, oberflächliche Entzündungen der Haut behandelt.
Die Katzenminze (nepeta)
Katzenminze, das muntere Pflänzchen, gehört zu den Kräutern,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Die unser Gärtchen in stets erneuertem Nachwuchs hervorbringt.
Mit den Blättern gleicht sie der Nessel, und hoch an der Spitze
Spendet weithin die Blüte die angenehmsten Gerüche.
Sie, die längst der Behandlung verschiedener Krankheiten diente,
Wird in der Reihe der Pflanzen gewiß nicht als letzte gewertet.
Denn mit dem Öl der Rose vermischt, gibt der Saft eine Salbe,
Die, wie man sagt, vermöge die Schrammen verwundeten Fleisches
Und die entstellenden Spuren der eben verheilenden Narben
Gänzlich zu tilgen, der Haut ihre frühere Schönheit zu geben
Und zu erneuern die Haare, die manchmal ein schwärendes Übel
Frischer Verwundung durch Gift und Eiter gänzlich zerstört hat.
Wie allen Minzen werden ihr antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben. So auch eine Linderung bei Erkältung und Grippe und bei einer Magenverstimmung. Früher verwendete man die frischen Blätter zum Würzen von Fleisch. Katzen machen sich entzückt darüber her, sie stürzen sich hinein und reiben sich lange an ihr.
Der Rettich (radices)
Hier der Rettich mit mächtiger Wurzel und von seiner Blätter
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Breitem Dach überhöht, ist im letzten der Beete zu sehen.
Ziemlich scharf ist die Wurzel, gegessen besänftigt sie aber
Husten, der dich erschüttert, und Trank aus zerriebenen Samen
Heilet gar oft das Leiden derselben verderblichen Krankheit.
Mit dem Verzehr von Rettich stärkt man seine Gesundheit. Der Stoffwechsel wird angeregt und die Verdauung wird gefördert. Ausserdem wird der Körper mit Vitamin C versorgt. Bei Husten wirkt der Rettich schleim- und krampflösend. Die Erbauer der Pyramiden erhielten Rettich, Zwiebeln und Knoblauch als Nahrung um Gesund genug für die harte Arbeit zu sein.
Die Rose (rosa)
Wäre ich nicht zu müde, den Weg noch weiter zu wandern,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Schreckte mich nicht der beschwerliche Bau eines neuen Gedichtes,
Müßte die köstlichen Sträucher der Rose ich mit des Pactolus
Gold und der Araber schimmerndem Edelgestein nun umkleiden.
Weil Germanien tyrischen Purpurs entbehrt und das weite
Gallien nicht der leuchtenden Purpurschnecke sich rühmet,
Schenkt zum Ersatz die Rose alljährlich üppig goldgelben
Flor ihrer purpurnen Blüte, die allen Schmuck der Gewächse
Alsbald an Kraft und Duft, wie man sagt, so weit überstrahlte,
Daß man mit Recht als die Blume der Blumen sie hält und erkläret.
Sie erzeuget ein Öl, das nach ihrem Namen genannt wird,
Wie oft dieses zum Segen der Sterblichen nützlich sich zeiget, –
Keiner der Menschen vermag es zu wissen oder zu sagen.
Die Blütenblätter werden zur Herstellung von Rosenöl in der Parfümindustrie und zu Rosenwasser für Marzipan und Lebkuchen verwendet. Die Früchte der Rose sind die sogenannten Hagenbutten. Sie haben eine entzündungshemmende und zusammenziehende Eigenschaft, so dass man sie gern in Früchtetees zur Vorbeugung von Erkältungen verwendet.
Die Betonie (vettonica)
Mag auch in Bergen und Wäldern, in Wiesen und Talgründen ringsum,
aus: Walahfrid Strabo, De cultura hortorum, 827
Aller Orten beinah, der Betonie köstliche Fülle
Häufig wildwachsend stehn, so besitzt doch auch sie unser Garten,
Und im bebauten Land gewöhnt er sie, sittsam zu werden.
So viel Lob hat sie schon aus aller Munde geerntet,
Daß meine Muse, wenn sie noch weiteres beifügen wollte,
Alsbald, in eitlem Bemühen versagend, erkennte, es bleibe,
Was sie auch vorbringen könnte, doch alles ganz ohne Nutzen.
Wenn du es wohl unternimmst, sie zu pflücken und grün zu verwenden,
Oder getrocknet dem schleichenden Winter sie aufzubewahren,
Ob nun die Becher schäumenden Mosts deine Kehle erfreuen,
Oder dir eher geduldig geklärte Gaben gefallen, –
Allem wird die erstaunliche Kraft dieses Krautes entsprechen.
So außerordentlich hoch, wir wissen es, schätzen sie manche,
Daß sie glauben, durch ihre Heilskraft sich schützen zu können
Gegen jegliche Not, die den Körper innerlich angreift.
Im Altertum war die Betonie ein Allheilmittel.
Besonders wirksam ist sie bei Erkältungskrankheiten, Verdauungsstörungen und Durchfall.
Äußerlich als Wundheilmittel und zum Wundverschluss.
Pfauen in der urbs horsadal
Merkwürdige Schreie dringen durch die Gassen der königlichen urbs horsadal. Durchdringend unterscheiden sie sich deutlich von den Geräuschen der Bewohner der stadtartigen Anlage, den Pferden, den Hühnern und all den anderen Geräuschen, die der Alltag in horsadal so mit sich bringt. Es sind die Schreie von Pfauen, die durch den Garten des Grafen stolzieren. Diese Hühnervögel stammen eigentlich aus Indien. Wegen ihres prächtigen Gefieders wurden sie als begehrter Luxusartikel bereits in römischen Gärten gehalten. Belegt sind diese herrlichen Ziervögel in der ehemaligen urbs horsadal anhand ihrer Knochen, die bei den archäologischen Ausgrabungen in Roßtal ans Tageslicht befördert wurden.
In einem für das weite Umland so wichtigen Zentrum ist deren Anwesenheit vielleicht nicht so außergewöhnlich, wie es zunächst scheint. Denn Pfauen sind archivalisch auch auf anderen Gutshöfen des fränkischen Königs Karl dem Großen bezeugt. Dort wurden sie nicht nur als Ziervögel gehalten sondern auch als Fleischlieferant. Jenseits dieser doch sehr realen Gründe zur Haltung von Pfauen galten sie bereits in römischer Zeit als Symbol des Paradieses. Eine Symbolik, die bis ins Mittelalter weiterlebte. Das prächtige, mit Augen geschmückte und kreisförmig ausgebreitete Gefieder der Pfauen verleitete die Menschen der römischen Antike wie auch des Mittelalters dazu in ihnen auch ein Symbol der Eitelkeit zu sehen.
Merkwürdige Schreie im Klostergarten
Im alten Roßtal konnte man viel hören: Pferde, deren Hufe auf dem Boden stampften, gackernde Hühner, knisterndes Feuer, singende Kinder. Aber ein Geräusch war sehr besonders und gehörte eigentlich nicht hierher: Der Schrei von Pfauen. Hast du schon mal einen Pfau schreien hören? Eigentlich kommen diese Vögel aus Indien. Aber sie waren schon zu Zeiten von Karl des Großen sehr beliebt bei reichen Leuten. Wegen der schönen Federn hat man sie gerne zur Dekoration in den Garten gestellt. Oder sogar das Fleisch gegessen.
Zahlen mit Bedeutung
Schon in der griechischen Antike hatten die Zahlen mystische Bedeutungen. Diese flossen in das Christentum ein. Zahlen galten als Voraussetzung für die Schöpfung, wie alles entstanden war. Denn Gott hatte die Welt in Zahlen geordnet. Er hatte die Welt zum Beispiel in sechs Tagen erschaffen. Bei der Gestaltung des Klostergartens, der nach dem Vorbild von Mönch Walahfrid Strabo angelegt wurde, hat vor allem die Zahl 4 eine große Bedeutung. Sie steht auch für die 4 Jahreszeiten, 4 Himmelsrichtungen oder 4 Elemente: Feuer, Wasser, Luft, Erde.
Wo siehst du hier im Klostergarten den Gebrauch der Zahl 4?