Der große Graben
Die Wehranlage aus der Karolingerzeit
Ausgrabungen im Pfarrgarten
Die Ausgrabungen der 1960er Jahre im heutigen Pfarrgarten brachten Funde zu Tage, die für eine lange Nutzung des Areals sprechen. Neben Funden aus dem 11./12. Jahrhundert wurden der Mauer-Grabenverlauf, Gebäudereste und Fundstücke der 1. Hälfte des 10. Jahrhunderts n. Chr. entdeckt. Diese werden auf der Tafel am westlichen Ende des Pfarrgartens vorgestellt.
Die Befestigung des 10. Jahrhunderts hatte jedoch eine Vorgängeranlage. Wie die Ausgrabungen zeigen, errichtete man die ältere Wehranlage in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts n. Chr. Sie wurde ohne Unterbrechung bis zur Errichtung der jüngeren Befestigung genutzt.
Die Burg Karls des Großen
Bereits mit der Anlage des ersten Walles folgten die damaligen Baumeister den natürlichen Gegebenheiten. Damit nutzten sie zugleich die Vorteile, die ihnen die Topographie bot. So hat die Befestigung des 8./9. Jahrhunderts exakt den gleichen Verlauf wie die im 10. Jahrhundert angelegte Wehrmauer. Als Ringwall umschloss sie das Plateau des Bergspornes.
Wie in den Zeiten danach und auch andernorts üblich griffen die Bautrupps der urbs horsadal auf all jene Materialien für den Bau der Wehranlage zurück, die ihnen vor Ort zur Verfügung standen. Materialbewegungen über größere Distanzen waren zeit- und kraftraubend. Wo es ging, nutzte man deshalb angesichts schlecht ausgebauter Straßen Flüsse als Transportwege.
So bestand die karolingerzeitliche Befestigung aus einer rund 0,8 m breiten Trockenmauer aus örtlichem Blasensandstein. Sie lehnte an einem dahinter angelegten aus Hölzern und Erde aufgerichteten Wall. Seine Oberfläche bildete den eigentlichen Wehrgang. Der Wall wiederum erhielt eine rückwärtige Sicherung mit einer weiteren niedrigen Erdanschüttung. Angesichts der Bauweise der Wehrmauer muss für diese Bauphase von einer hölzernen Brustwehr ausgegangen werden. Spuren ihrer Verankerung im Wallkörper fanden sich bei den Ausgrabungen.
Mit einer Gesamtbreite von rund 5 Metern sicherte diese Befestigung die westliche, nördliche und östliche Hangkante des Bergspornes. Am besonders gefährdeten Abschnitt im Süden der urbs horsadal, im Bereich des heutigen Pfarrgartens, war sie mit 6 Metern Breite etwas stärker.
Wussten Sie schon…?
Was ist ein Ringwall?
Als Ringwall bzw. Ringmauer werden Wehrmauern bezeichnet, die eine Burganlage ringförmig einschließen.
Was versteht man unter Trockenmauern?
Trockenmauern sind Mauern deren Steine ohne Mörtel – also trocken – verlegt werden.
Was ist ein Berme?
Ein horizontaler Geländeabsatz zwischen dem Mauerfuß und dem Graben. Die Standfestigkeit der Mauer soll damit gewährleistet werden.
Eine Burg mit vielen Aufgaben
Die Wehrmauer allein genügte jedoch nicht, um potentielle Angreifer von den Mauern der urbs horsadal fernzuhalten. So mussten die Konstrukteure der Wehranlage verstärkt die Reiterei im Auge behalten, deren Bedeutung in der Kriegführung stetig zunahm. Vor allem am südlichen Befestigungsabschnitt schuf man ein weiteres entscheidendes Annäherungshindernis. Im Anschluss an eine der Mauer vorgelagerten Berme von etwa 5,5 m Breite hob man einen rund 12 m breiten und 3,5 m tiefen Spitzgraben aus. Dieser erschwerte die Annäherung der Reiterei und der Krieger zu Fuß an die Mauer. Auch die anderen Abschnitte des Ringwalles scheinen in dieser Zeit von einem Graben am Hang umgeben worden zu sein.
Türme oder Torbauten konnten für diese Bauphase noch nicht nachgewiesen werden. Dennoch befand sich die karolingische Wehranlage mit ihrer massiven Befestigung auf dem technischen Stand ihrer Zeit.
Wie die Bewaffnung und die Heere des frühen Mittelalters aussahen, erfahren Sie auf der nächsten Tafel des archäologischen Rundweges.
Die Wehranlage aus der Karolingerzeit
Früher war es sehr schwierig, Material für den Bau von weit weg heran zu transportieren. Es gab keine guten Straßen und auch noch keine Autos. Deswegen benutzten die Leute Flüsse zum Transport. Und sie benutzten für den Bau von Wehranlagen Materialien, die sie bereits vor Ort hatten. Die Wehrmauer bestand aus Sandstein, Hölzern und Erde, die sie gerade zur Verfügung hatten. Sie war fast 5 Meter dick.
Doch die Wehrmauer reichte nicht, vor allem, weil immer mehr Truppen von Reitern bei den Angriffen beteiligt waren. Im Süden der Burg, wo es nicht steil den Berg runter ging, wurde hinter der Mauer ein Berme gebaut, ein über 5 Meter breites Stück niedrige Mauer. Dadurch wurde die Mauer noch standfester. Davor war ein 12 Meter breiter und 3,5 Meter tiefer Graben. So hatten es Reiter und Krieger zu Fuß sehr schwer, zur Burg zu kommen. Auch an anderen Seiten am Hang der Burg war wahrscheinlich ein Graben.
Roßtal wurde wie viele Burgen auf einem Bergsporn errichtet. Dort ist heute der obere Markt. Dieser Bergrücken fällt an drei Seiten steil ins Tal. Nur an der Südseite war Roßtal einfacher zugänglich. So hatte die Burg einen natürlichen Schutz vor Feinden durch die Lage am Berg. Zusätzlich wurden noch Burgmauern gebaut. An der Südseite wurden vor den Burgmauern noch zwei Gräben gezogen, um besser geschützt zu sein.
Die Anlage entstand wahrscheinlich auf Wunsch von Karl des Großen in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts.
Was denkst du:
Was war die Karolingerzeit?
Die Zeit wurde nach Karolin benannt, einer wichtigen Archäologin, die viel über diese Zeit herausgefunden hat.
Nicht ganz. Überleg nochmal genauer!
Das ist die Zeit, in der Karl der Große an der Macht war.
Richtig!
Gemeint ist die Zeit, in der eine Speise sehr beliebt war, die Karolinger – eine Art Pfannkuchen.
Das stimmt leider nicht. Überleg nochmal!