Station 1: Burganlage

Die Burganlage

Die Gründung der urbs horsadal

Archäologische Ausgrabungen in Roßtal

Für das Jahr 954 n. Chr. wird Roßtal erstmals als urbs horsadal erwähnt. Der Mönch Widukind von Corvey berichtete darüber in seiner Sachsengeschichte. Am 17. Juni 954 fand eine heftige Schlacht an den Mauern dieses Ortes statt. König Otto I. versuchte damals vergeblich, die urbs horsadal einzunehmen. Mit über 5,2 Hektar Größe war sie eine der mächtigsten Befestigungen ihrer Zeit. Horsadal als sogenannte Mittelpunktsburg war das militärische, politische, kirchliche und wirtschaftliche Zentrum unserer Region.

Die Erinnerung an die mächtige Burganlage wie auch die Schlacht mit Otto I. und seinem Gefolge lebte über Jahrhunderte fort. Aufgrund dieser Vergangenheit betrachteten die Markgrafen von Ansbach den Ort Roßtal als den wichtigsten ihres Herrschaftsgebietes. Durch seine Funktion als Sitz eines markgräflichen Richteramtes bewahrte sich Roßtal sein Hochgericht auf der Galgenhöhe bis ins Jahr 1797.

Erneutes Interesse an der bedeutenden Geschichte Roßtals motivierte in den 1930er Jahren erste archäologischen Ausgrabungen. Im Zuge von Baumaßnahmen erhöhte sich deren Anzahl bis heute. Die archäologisch untersuchte Fläche im Ortskern nimmt somit stetig zu und mit ihr das Wissen über die Vergangenheit dieses fränkischen Ortes.

Die urbs horsadal – von Mauern umgeben 

Burgen von der Größe horsadals waren vergleichsweise selten. Im Umkreis von über 40 km findet sich keine horsadal vergleichbare Anlage. Wie viele andere solcher Befestigungen errichtete man horsadal auf einem sogenannten Bergsporn, dem heutigen oberen Markt. Dieser Bergrücken fällt nach drei Seiten über 12 m steil ins Tal ab. Nur von einer Seite, von Süden, war horsadal leicht zugängig. Durch diese besondere Geländesituation war die Wehranlage auf natürliche Weise geschützt.

Ihre Besatzung konnte sie somit leicht verteidigen. Eine entlang der Hangkante verlaufende Ringmauer sorgte auch an der kaum zugänglichen Nordseite für zusätzlichen Schutz vor Angriffen. Diese Befestigung bestand aus einer steinernen Mauer mit einer rückwärtigen Konstruktion aus Hölzern und Erde von mehreren Metern Stärke. Reste dieser Mischkonstruktion sind bis heute unter der Geländeoberfläche erhalten. An der exponierten Südseite verlief die insgesamt rund 900 m lange Ringmauer quer über den Bergrücken.

Roßtal um 1620

Wussten Sie schon…?

Woher kommt der Begriff „Rangau“?

Der Begriff „Gau“ geht auf das germanische Wort *gawja zurück. Es steht für eine fruchtbare und wasserreiche Siedlungslandschaft. Es handelt sich ursprünglich um eine unpolitische Raumbezeichnung. Inwieweit „Gaue“ Verwaltungseinheiten ähnlich den heutigen Landkreisen darstellten, ist nach wie vor umstritten. So konnten in einem Gau einer oder mehrere Grafen als Stellvertreter des Königs tätig sein. Umgekehrt konnte ein und derselbe Graf seine Aufgabe in mehreren Gauen wahrnehmen. Die Silbe „Ran-„ leitet sich von der Rannach ab, die bei Bad Windsheim in die Aisch mündet.

Was ist das Besondere an der Roßtaler Pfarrei?

Sie ist eine sogenannte Urpfarrei. Diese wurden an zentralen Orten wie zum Beispiel einer Mittelpunktsburg in Kombination mit einer Versammlungs- und Gerichtsstätte errichtet. In der Kirche der Urpfarrei wurden die Taufen vollzogen und die Hauptgottesdienste abgehalten. Von ihr aus erfolgte die kirchliche Organisation des Umlandes. Sie war zugleich ein Element des sogenannten Landesausbaus und der damit verbundenen Herrschaftssicherung durch das Königtum.

Eine Burg mit vielen Aufgaben

Wohl auf Initiative Karls des Großen entstand die Anlage in der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts. Ursprünglich wird horsadal als Vorposten gegen das Herzogtum Baiern angelegt worden sein. Zugleich dürfte aber auch die Sicherung der wichtigen Wasserstraße von der Altmühl über die Rednitz und Regnitz zum Main einer der Beweggründe für den Bau der Mittelpunktsburg gewesen sein.

Dank ihrer Größe eignete sich die urbs horsadal nicht nur als Sammelplatz und Marschlager für die fränkischen Truppen. Gerade im frühen Mittelalter dienten Burgen dieser Größenordnung dem sogenannten Landesausbau und der Herrschaftssicherung. So wurde der östliche Rangau von horsadal aus zunächst bis an die Grenzen des Nordgaus und des Sualafelds für das karolingische Herrscherhaus erschlossen und ausgebaut.

Gaugrenzen des Rangaus und seine Nachbargaue

Das gilt besonders für die Verwaltung dieser Region. Deren zentrale Instanzen waren in der Mittelpunktsburg angesiedelt. Vermutlich befanden sich die zugehörigen Gebäude an der höchsten Erhebung im Burgareal, im Bereich des heutigen Friedhofs. Dort hat es im 8. bis 10. Jahrhundert sicher schon eine Kirche gegeben. Eine aus dieser Zeit stammende Bestattung an der heutigen Laurentiuskirche liefert einen indirekten Beleg für deren Existenz. Angesichts des damaligen Herrschaftsverständnisses überrascht es nicht, dass die zentralen Bauten der Oberschicht meist in unmittelbarer Nähe zur Kirche angesiedelt waren.

Wesentlicher Bestandteil des Landesausbaus war zugleich die Einrichtung und der Ausbau der Kirchenorganisation. Das christliche Herrschaftsverständnis war der Ausgangspunkt und Grundlage dieser Verknüpfung. Bei mehreren zeitgleichen Großburgen ließ sich die Einrichtung kirchlicher Zentren direkt nachweisen. Für die urbs horsadal ergibt sie sich aus der herausragenden Stellung der Burg in der Region sowie aus der Größe und Bedeutung der Roßtaler Pfarrei. Sie lässt sich bis in das 10./11. Jahrhundert zurückverfolgen.

Neben all den anderen Funktionen war die dauerhaft bewohnte Mittelpunktsburg zugleich auch Wirtschaftsstandort. Davon zeugen unter anderem die zahlreichen Siedlungsreste. 

Die archäologisch freigelegten Gebäude unterschiedlicher Form und Größe einschließlich reiner Wohnbauten weisen auf eine differenzierte Besiedlungsstruktur des Burgareals hin. So wurden bei den Grabungen auch Handwerkerareale mit Verarbeitungsabfällen freigelegt.

Wussten Sie schon…?

Was bedeutet „Urbs“?

Im Sprachgebrauch des 10. Jahrhunderts bezeichnete der Begriff „urbs“ eine dauerhaft bewohnte, weiträumige und entsprechend stark befestigte Siedlung. Diese Zentralorte waren Städte oder, wie Roßtal, stadtähnliche Anlagen. Neben der militärischen Funktion waren sie administrative, kirchliche und wirtschaftliche Mittelpunkte der sie umgebenden Region. 

Wer war Widukind von Corvey?

Widukind entstammte wahrscheinlich dem sächsischen Hochadel. Er könnte ein Nachfahre des Sachsenherzogs gleichen Namens gewesen sein. Um 941/942 trat er in das Kloster Corvey ein. Widukind war von nun an Mönch, betätigte sich aber zugleich als Hagiograph und Geschichtsschreiber. Fraglich bleibt jedoch der Wahrheitsgehalt seiner berühmten Sachsengeschichte. Ihr hat Roßtal seine Ersterwähnung als urbs horsadal zu verdanken. Widukind starb nach 973.

Die Burganlage

Im Jahr 954 nach Christus wird das erstes Mal etwas von Urbs Horsadal, also von der Stadt Roßtal aufgeschrieben. Ein Mönch mit dem Namen Widukind von Corvey berichtete über Roßtal in seinen Geschichten. In diesem Jahr fand eine heftige Schlacht an den Mauern des Orts statt. König Otto I. versuchte vergeblich Roßtal einzunehmen. Roßtal war eine der mächtigsten Befestigungen in dieser Zeit. Sie war ein wichtiges Zentrum. Deswegen war hier auch das Gericht und das Hochgericht, das bis 1797 weiter bestand.

Roßtal wurde wie viele Burgen auf einem Bergsporn errichtet. Dort ist heute der obere Markt. Dieser Bergrücken fällt an drei Seiten steil ins Tal. Nur an der Südseite war Roßtal einfacher zugänglich. So hatte die Burg einen natürlichen Schutz vor Feinden durch die Lage am Berg. Zusätzlich wurden noch Burgmauern gebaut. An der Südseite wurden vor den Burgmauern noch zwei Gräben gezogen, um besser geschützt zu sein. 

Die Anlage entstand wahrscheinlich auf Wunsch von Karl des Großen in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. 

Was denkst du:

Was bedeutet „Urbs“?

Eine bestimmte Mauer zur Verteidigung

Nicht ganz. Überleg nochmal genauer!

Dauerhaft bewohnte, stark befestigte Siedlung

Richtig!

Ein mittelalterliches Buch

Das stimmt leider nicht. Überleg nochmal!

Bergsporn

Das ist leider falsch. Denk nochmal genauer nach!